Die Jagd nach dem Polarlicht

Im März war ich mit guten Freund:innen in Finnland, zunächst in Helsinki, dann im Norden. Mitgebracht habe ich ein paar Bilder von Architektur und Landschaft. Die größte Challenge war aber mein erstes Foto von einem Polarlicht. Hier Teil 2 der Reise: Lapplands Landschaft und der mühsame Weg zum ersten Polarlicht-Foto.

Was macht man im Winter, irgendwo in der Pampa im Norden Finnlands? Entweder Rentiere streicheln oder Schneeschuhwandern. An einem Tag entschieden wir uns für letzteres und brachen zu einer Tour auf den Särkitunturi auf, ein Berg zwischen dem Skigebiet Levi und der schwedischen Grenze. Schon der Blick am Parkplatz auf den See Särkijärvi war die Anfahrt wert und wurde schonmal als guter Spot abgespeichert, dazu später mehr.

Von dort ging es einmal über die Straße und dann den Berg hinauf. Da wir nun schon die Schneeschuhe hatten, hielten wir uns nicht an den Weg, sondern stiefelten grob in die richtige Richtung durch den Tiefschnee über drei Hügel, bis wir den Aussichtspunkt erreichten. Nachdem alle schon erschöpft waren und der Wind pfiff, war nicht viel Zeit für Fotokunst. Trotzdem bin ich mit meinen Bildern vom Ausblick ganz zufrieden. Wie immer habe ich versucht, nicht mit Gewalt „alles“ in ein Bild zu bekommen, sondern mir schöne Ausschnitte zu suchen.

Der Urlaub neigte sich dem Ende zu, aber mein wichtigstes Ziel für den Urlaub hatte ich noch nicht erreicht: ein Bild von Polarlichtern. Immer war entweder der Himmel bedeckt oder die Aurora-Vorhersage entmutigend. Schließlich gab es doch mal einen Abend mit wenigstens mittlerer Wahrscheinlichkeit, ein Polarlicht am tatsächlich klaren Himmel zu sehen – also nichts wie los. Raus mit dem Auto aus der Lichtverschmutzung des Ortes, bis zu einer Seitenstraße der Landstraße.

Dann hieß es: Augen auf, Kamera aufstellen, Testbilder machen – und warten. Mindestens eine Stunde verbrachten wir dort – nichts. Die Zeit vertrieb ich mir mit ein paar Spielereien: Ein Bild vom schlanken Teil der Milchstraße. Eines aus mehreren Bildern, das zeigt, wie die Sterne sich aus unserer Sicht bewegen. Und eines, in dem ich mit geschlossener Blende den hellen Mond zu Sonne machte und die Stimmung im hellen Mondlicht festhielt.

Ein Polarlicht ließ sich nicht blicken – und wir fuhren schließlich gut durchgefroren zurück ins AirBnB. Zwei Tage später war der Himmel immer noch ziemlich wolkenverhangen, die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter mittel. Doch inzwischen war es der vorletzte Abend unseres Urlaubs. Ich wusste, hätte ich nicht jede kleine Chance genutzt, würde ich mich später ärgern. Entsprechend gelaunt schlug ich meinen Freund:innen vor, doch im warmen AirBnB zu bleiben und mich alleine umsonst losfahren zu lassen. Sie kamen dann aber doch mit.

Ähnlich weit weg von der letzten Ortschaft bogen wir auf eine Seitenstraße ein, um den Himmel einmal ohne Scheinwerferlicht zu überprüfen. Und wir sahen: Wolken. Nur zum Spaß nahm ich ein Foto von einer Freundin auf, auf dem sie den Lichtkegel ihrer Taschenlampe in den Himmel richtet.

Ganz hinten im Bild war der Himmel heller. Das musste der Mond sein, der durch die Wolken scheint. Und das wiederum musste heißen: Da hinten ist eine Lücke in den Wolken. Also ab ins Auto und weiter. Inzwischen waren wir so weit, dass es nur noch ein kurzes Stück bis zum Wanderparkplatz an dem schönen, zugefrorenen See war. Dort hielten wir wieder an.

Mit Blick auf den Särkijärvi stellte ich die Kamera ein und machte ein paar Testbilder. Der Bildausschnitt passte. Die Wolken am Himmel boten wenige, kleine Lücken. Doch nach einigen Schüssen meinte ich auf einmal, etwas grünes auf dem Kameradisplay zu erkennen. Einbildung? Ein zweites Bild. Tatsächlich! Das Grün wurde mehr. In der Hoffnung auf ein Zeitraffer stellte ich die Kamera so ein, dass sie automatisch weiter Bilder aufnimmt. Doch daraus wurde nichts. Die nächsten zwei Bilder wurden die besten, danach schloss sich die Wolkendecke wieder und alles war vorbei. Doch immerhin: Mein erstes Polarlicht-Bild ist im Kasten.