Milchstraße fotografieren am Vilsalpsee

Seit Jahren mache ich mit meiner Familie Urlaub im Allgäu. Für mich ist das der perfekte Moment für eine besondere Herausforderung. Wenig Lichtverschmutzung und schöne Landschaften bieten ideale Bedingungen für Fotos von der Milchstraße. Diesmal wollte ich zwei neue Techniken kombinieren, um durchweg scharfe und rauschfreie Fotos zu bekommen. Achtung: In diesem Beitrag wird’s technisch.

Planung

Der erste Schritt für Fotos von der Milchstraße ist sorgfältige Planung. Der Himmel muss klar sein. Der Mond sollte vor dem Fotografieren untergegangen sein, da es sonst zu hell ist. Und die Location muss möglichst frei von Lichtverschmutzung sein. Dafür nutze ich Light Pollution Maps im Internet. In diesem Fall wollte ich auch noch, dass die Milchstraße hinter einem Bergsee zu sehen ist und sich dort am besten spiegelt. Hinzu kommen also die Fragen: Ist der schöne Teil der Milchstraße (rund ums Zentrum) über den Bergen überhaupt zu sehen? Und reicht meine Brennweite, um die Milchstraße am Himmel und die Spiegelung im Wasser einzufangen? Um das herauszufinden, habe ich die App Planit Pro genutzt. Die kennt nicht nur die Bewegung der Milchstraße, sondern kann anhand von Geländedaten simulieren, wie viel davon ich in meinem Sucher sehen werde.

Shoot

Zum Vilsalpsee bin ich schon gefahren, als es noch hell war. So konnte ich mir die Location in Ruhe anschauen und wusste, an welche Stellen ich gehen will. Als es dann richtig dunkel war, habe ich mit einer Kamera ein Zeitraffer angefangen. Mit der anderen ging ich los, um eine Komposition zu suchen. Am besten gefiel mir schließlich eine Kombination mit einem Stück Ruderboot im Vordergrund, in der Mitte das Wasser mit der Milchtraße als Spiegelung und hinten schließlich die Berge und der Sternenhimmel.

Und hier fangen die technischen Schwierigkeiten an. Die Milchstraße ist nicht sehr hell, selbst bei wenig Lichtverschmutzung ist sie mit bloßem Auge nur blass zu erkennen. Das bedeutet, man muss alles unternehmen, um genügend Licht auf den Kamerasensor zu bekommen. Die Blende muss ganz offen sein. Die Belichtung etwa 20 Sekunden lang – noch länger, und die Sterne werden länglich, denn die Erde bewegt sich ja und aus unserer Sicht eben die Sterne. Und trotzdem muss die Lichtempfindlichkeit des Sensors so hochgeschraubt werden, dass die Bilder ordentlich rauschen, also körnig sind.

„Fix it in post“

Die Lösung für das Rauschproblem: mehrere exakt gleiche Fotos aufnehmen, am besten 10 oder 20. Denn während das Motiv gleichbleibt, ist das Rauschen ein zufälliges Phänomen. Kombiniert man nachher alle Fotos, wird das Korn somit rausgerechnet. Die Software Sequator kann dabei zwischen den weiter rückenden Sternen und dem unbeweglichen Vordergrund unterscheiden.

Der Vordergrund in meiner Komposition stellte mich aber vor ein weiteres Problem. Eine offene Blende bedeutet, entweder der Vordergrund ist scharf, oder der Hintergrund. Daher musste ich mehrere Bilder mit unterschiedlichem Fokus aufnehmen und später zusammenfügen. In Kombination bedeutet das: Für jeden Schärfe-Step etwa 10 Bilder, um das Rauschen rauszurechnen. Und die entrauschten Bilder dann in Photoshop kombinieren, sodass alles scharf ist. Das sind ungefähr 50 Einzelbilder für ein fertiges Bild. Am Schluss gebe ich dem Bild in Lightroom etwas mehr Kontrast und Farbe.