Felsen und Vögel an der Ostküste

Im Juni 2023 war ich mit einer guten Freundin zwei Wochen in Schottland, um Fotos von der Landschaft dort zu machen. Hier ein kleiner Reisebericht mit den Geschichten zu den besten Fotos. Teil 3: Felsen und Vögel an der Ostküste

Da uns die Midges auf Skye und in den Highlands zu viel wurden, beschlossen wir, in einen ganz anderen Teil Schottlands zu fahren. Wer oder was Midges sind, dazu mehr in Teil 2. Wir bemühten mal wieder Google Maps sowie das fantastische Buch „Photographing Scotland“ Dougie Cunningham. Schließlich fiel die Entscheidung auf den nordöstlichen Zipfel des schottischen Festlands.

Das bedeutete erstmal einen knappen Tagestrip mit dem Auto in Richtung Norden. Zunächst von den Highlands bis an die Ostküste und dann immer in Sichtweite des Meeres. Mit dabei: Viele Steilküsten, türkises Wasser und durchwachsenes Wetter.

Je weiter es Richtung Norden ging, desto kleiner wurden die Dörfer und desto weniger die Menschen. Unser Ziel für den Tag war ein Campingplatz etwa zehn Kilometer vor Schottlands nordöstlichstem Eck. Eigentlich war es eher ein schlichter Parkplatz neben dem Village Inn des Dörfchens Keiss. Falls es in dem Dorf jemals laut und lebendig zuging, dann ist das lange her.

Nach der von Touristen gut bevölkerten Isle of Skye war die Ruhe aber genau das Richtige für uns, genauso wie die nicht vorhandenen Midges. Bei einem kleinen Abendspaziergang zur Goldenen Stunde fanden wir ein Schlösschen etwas außerhalb von Keiss. Von der untergehenden Sonne angeleuchtet sah das sehr hübsch aus – und wir wollten gerne näher ran. Also liefen wir zwei Kilometer die Landstraße entlang, in der Hoffnung, einen Weg zum Schloss beziehungsweise zum Strand hinter dem Grundstück zu kommen – vergeblich. Es blieb nur der Weg zurück ins Dorf, von dort an den Strand und dann wieder in Richtung Schloss. Und die Sonne war weg.

Dafür gab es an unserem neuen Standort aber eine andere schöne Kulisse. Direkt an einer Klippe stand ein Stück Ruine. Davor waren Steine und Felsen im Wasser. Die perfekte Möglichkeit für eine andere Art Foto, das ich schon länger wieder machen wollte: weitwinklig mit besonderem Fokus auf interessante Strukturen im Vordergrund. Ich fing also an, mit Weitwinkel und Stativ auf den Felsen herumzubalancieren…

Der nächste Tag begann damit, dass er zu spät begann. Wir hatten verschlafen, die Goldene Stunde verpasst. Bei dem inzwischen aufgekommenen Nebel hätten wir davon sowieso nicht viel gehabt. Und der Nebel erwies sich als ideal für’s erste Tagesziel: Die Duncansby Stacks, eine Felsformation aus drei „gestapelten“ Felskegeln. Durch den Nebel werden die hinteren Stacks immer blasser und das Bild gewinnt an Tiefe. Die Stacks sind nur noch 500 Meter vom Leuchtturm am nordöstlichsten Festlandzipfel entfernt. Und siehe da, im nahegelegenen Dorf John o‘ Groats sammeln sich wie aus dem Nichts Touristen, die hier einmal gewesen sein wollen, oder nach Orkney übersetzen.

Damit war das Projekt Landschaftsfotografie abgeschlossen. Denn für unseren Trip die Ostküste entlang nach Süden hatten wir uns etwas neues vorgenommen, womit ich bisher keinerlei Erfahrung hatte: Tierfotos. Die erste Station war ein Naturschutzgebiet. An der Steilküste dort wohnt eine Basstölpel-Kolonie. Wenn man sich nah genug an die Kante traute, konnte man einzelne Tiere erwischen, die im Fels sitzen. Erkenntnis 1: Tierfotografie ist gefährlich. Fast unmöglich war es aber, die Basstölpel in Großaufnahme im Flug zu erwischen. Zwar flog immer wieder einer nur wenige Meter an uns vorbei, das dauerte allerdings weniger als eine Sekunde – keine Chance, ein vernünftiges Bild aufzunehmen.

Das nächste Ziel waren Papageientaucher. Noch auf der Isle of Skye hatte uns ein Paar eine Location an der Ostküste empfohlen. Ein paar Tage zuvor seien dort einige der Vögel gewesen. Als wir ankamen, sahen wir: nichts. Schon am Weg zurück zum Auto trafen wir aber Wildlife-Fotograf:innen aus der Gegend. Und erfuhren: Wir waren nur minimal zu früh, gleich, in der Abendsonne, sollten sich die Papageientaucher zeigen. Wir holten also am Parkplatz das Mittagessen nach und gaben der Location eine zweite Chance. Und siehe da, gleich mehrere Exemplare erwiesen uns die Ehre und einige posierten sogar zwischen ein paar Blumen. Erkenntnis 2: Tiefotograf:innen brauchen Geduld.

So viel Glück hatten wir in nächsten Tagen nicht mehr. In der Nähe von Inverness hörten wir Delfinen, die zur Futtersuche bei Flut in den Moray Firth schwimmen. Einen Abend lang sowie früh am nächsten morgen hielten wir Ausschau an einem nahe gelegenen Strand – leider vergeblich.

Weiter gings an den Newburgh Seal Beach, eine Sandbank, auf der wohl oft eine ganze an Seehunden in der Sonne liegt. Als wir kamen, hatten die Seehunde leider andere Pläne. Nur ab und zu sah man einen Kopf zum Luftholen aus dem Wasser auftauchen und nach wenigen Sekunden wieder verschwinden. Immerhin waren die Seals so nett, mit ihrem Kopf zu warten, bis ich ihn mit dem Teleobjektiv im Sucher gefunden und fokussiert hatte.

Danach ging’s zurück nach Edinburgh und mit dem Zug wieder nach Hause. Und Schottland hat mich definitiv nicht das letzte Mal gesehen. Beim nächsten Mal aber vielleicht nicht zur schlimmsten Midges-Saison.

Noch mehr Bilder und kurze Videos von jedem Teil der Reise gibt es auf Instagram.